Neulich, als ich so ganz allein in der Bücherei saß, habe ich mal ein bisschen geguuugelt, also im Internet recherchiert. Ich wollte nämlich wissen, wo hier der nächste Schachverein ist. Ich war ziemlich überrascht, dass es immerhin vier von der Sorte in Oberhausen gibt. Wäre doch nett, dachte ich mir, zu schnuppern, was in einem Schachverein eigentlich so abgeht.
Also habe ich Frau Miniking so lange mitleidig angepiekst, bis sie sich erbarmt hat und mit mir zum nächsten Verein gedüst ist: nach Schmachtendorf. Ach du lieber Frosch, dachte ich, wo liegt das denn wohl, aber die Fahrt dauerte gar nicht lang, da waren wir auch schon da: in einer Schule! Da will man mal für ein paar Minuten aus der Schule raus und wird geradewegs zur nächsten Schule kutschiert. Toller Plan!
Kann man aber nicht ändern, denn die HBG – kurz: Heinrich-Böll-Gesamtschule – ist eben das Spiellokal der Schachabteilung der SPVGG. Sterkrade-Nord. Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen: SPVGG. Ist die Abkürzung für Sportvereinigung. Und so sah das da auch aus: richtig doll nach Sport, denn ich wurde gleich von zwei Opas in Empfang genommen. Das bringt mich auf die Frage, ob Schach eigentlich ein Sport ist.
Keine Ahnung, aber wenn ja, dann ist es ein Sport, den auch sehr, sehr alte Leute noch machen können, ohne sich die Knochen zu brechen. So wie Herbert und Manfred. Der Herbert heißt richtig Herbert Bobovnik, und ich habe gleich gemerkt, dass der mich knuddeln wollte – also bin ich ihm fürs Foto auf den Arm gesprungen. Soll ich euch was verraten? Herbert ist gerade achtzig Jahre alt geworden. Merkt man fast gar nicht. Herzlichen Glückwunsch!
Der Manfred, also Manfred Langer, ist dagegen richtig jung: erst achtundsiebzig. Und knuddeln wollte er mich auch nicht, im Gegenteil. Der hat nämlich sofort versucht, mich beim Blitzen über den Tisch zu ziehen, im Ernst. Hat wohl gedacht, so einen Frosch, der noch grün hinter den Ohren ist, könnte man mal eben an die Wand spielen. Aber von wegen!
Umgekehrt hat es allerdings auch nicht geklappt. Ich muss sagen, die alten Jungs haben echt was drauf. Und die können Geschichten erzählen, dass man vergisst, wer eigentlich am Zug war – und dass man längst im Bett sein müsste. Das fiel mir erst wieder ein, als ich zufällig die bösen Blicke von Frau Miniking aufschnappte.
Also eins ist mal ganz klar: Ich komme wieder, ganz bestimmt. Und wenn ich zu Fuß hüpfen muss. Ist ja schließlich gar nicht so weit – nach Schmachtendorf.
Jungs, ich habe euch lieb!
Euer Ferdi
SPVGG. Sterkrade-Nord Schach
Kinder und Jugendliche: montags ab 17.00 Uhr
Erwachsene: montags ab 18.00 Uhr
Spieleraum der Heinrich-Böll-Gesamtschule
Eingang Dudelerstraße, mitten in Schmachtendorf